Mensch

Der Datenjongleur aus dem obersten Stock

Theo Winkler kennt die Zentrale Leitstelle der KWO wie kein Zweiter. Seit über zwei Jahrzehnten ist der Datenanalytiker die Schaltstelle zwischen Technik, Mensch und Maschine. Mit Weitblick, Hartnäckigkeit und einem Schuss Selbstironie sorgt er dafür, dass die Prozesse reibungslos laufen. Der frühere Elektromechaniker verkörpert den Wandel der KWO – mit Erfahrung, Neugier und einem Augenzwinkern.

30.05.2025 Autor:in – Heidi Schwaiger

Wer in die Welt von Theo Winkler im obersten Stockwerk des KWO-Gebäudes in Innertkirchen will, muss zunächst klingeln. Die Tür wird per Computertastatur entriegelt, dann betritt man die Zentrale Leitstelle, sozusagen das «Hirn» der KWO. Eine breite Monitorwand mit verschiedenen farbigen Diagrammen zeigt anschaulich den Füllstand der einzelnen Speicherseen, die verfügbare Stromleistung und die aktuell produzierte Strommenge. 

In den letzten 20 Jahren hat sich hier so viel verändert wie in den 60 Jahren davor.

Theo Winkler, Datenanalytiker KWO


«Hier überwachen wir die Anlagen, nehmen die Bestellungen der Aktionäre entgegen, starten und stoppen Maschinen und sind Anlaufstelle bei Störungen und Unfällen», erklärt Theo Winkler, der Stellvertretende Leiter der ZLS, wie die Zentrale Leitstelle im KWO-Jargon genannt wird. Vieles läuft hier automatisch oder halbautomatisch, trotzdem ist die ZLS an 365 Tagen rund um die Uhr besetzt. Nicht nur die Aktionäre bestellen bei der KWO den Strom, auch die Swissgrid, die nationale Netzgesellschaft für den sicheren Betrieb und die Überwachung des Schweizer Übertragungsnetzes, kann bei der KWO bis sieben Minuten vor jeder vollen Stunde eine Strombestellung aufgeben. «Wir müssen dann bis fünf Minuten vor der vollen Stunde entscheiden, welche Turbinen diesen bestellten Strom liefern sollen», sagt Theo Winkler und deutet auf die lange Reihe mit Computermonitoren, vor der stets eine Person sitzt. Ein Gong macht jeweils auf eine Bestellung aufmerksam. Während des Gesprächs ist er mehrmals zu hören.  

Der Alltag in der zentralen Leitstelle ist in den letzten Jahren schnelllebiger geworden, die Maschinen müssen öfter abgestellt und gestartet werden als früher. Manchmal gar im Viertelstundentakt. Das schmerze einige der sogenannten Dispatcher in der ZLS, sagt Theo Winkler. Man habe das ursprünglich anders gelernt, denn für die Maschinen sei das schnelle hoch und zurückfahren «ungesund». Der Verschleiss der Anlagen sei dadurch grösser als noch vor einigen Jahren.  

Wir sind hier ein Team, das sehr gut miteinander funktioniert.»

Theo Winkler, Datenanalytiker KWO


Theo Winkler selbst drückt die Knöpfe zum Starten einer Turbine nur noch selten. «Ich bin Kaffeepausenablösung oder Ferienvertretung», sagt er und zeigt sein verschmitztes Lachen. Der «Experte Datenanalyse», so seine offizielle Jobbezeichnung, zieht die Fäden im Hintergrund. Er, der vor 23 Jahren als Schichtmitarbeiter in der ZLS begann, ist heute die fleischgewordene Schnittstelle nach innen und aussen: Der 59-Jährige sammelt und modelliert Betriebsdaten, erstellt Statistiken und ist für den Datenaustausch innerhalb der KWO sowie mit der BKW und den anderen drei Aktionären zuständig. «Man könnte mich als Hobby- Informatiker bezeichnen, der auf der Anwenderseite tätig ist», so der fröhliche Mann, der gerne ohne Punkt und Komma redet und sein Gegenüber fest im Blick hat. Dabei hatte sich der gelernte Elektromechaniker zunächst gegen die Digitalisierung gesträubt. Als bei seinem damaligen Arbeitgeber in den 1980er-Jahren PCs eingeführt wurden, wollte er davon nichts wissen. Später, als er als Servicetechniker für Röntgengeräte arbeitete, sei er dann dazu «gezwungen» worden, sich anzupassen, wie er sagt. Heute beschäftigt sich Theo Winkler ausschliesslich mit Computerdaten. «In den letzten 20 Jahren hat sich hier so viel verändert wie in den 60 Jahren davor», sagt der Innertkirchler und meint damit nicht nur die Digitalisierung. Auch die Kultur innerhalb der KWO sei viel offener als früher. «Wir müssen mit der Welt Schritt halten», ist Theo Winkler überzeugt.

Ein idealer Tag sei für ihn, wenn er abends nach Hause gehe und alle offenen Fragen geklärt seien, so der KWO-Mitarbeiter. «Problemen auf den Grund zu gehen, steckt in meiner DNA», fügt er lachend hinzu. Schon als Elektromechaniker habe er sich stundenlang mit der Ursache einer Störung beschäftigen können. Einer seiner grössten Stärken ist es, den Überblick zu behalten, unkonventionell zu denken und Zusammenhänge herzustellen. Damit nach seiner Pensionierung kein Vakuum entsteht, kümmert sich Theo Winkler derzeit aktiv um die Einarbeitung potentieller Nachfolger. Seine eigene Rolle relativiert er: «Wir sind hier ein Team, das sehr gut miteinander funktioniert.» 

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