Mensch

Campus Grimsel

Könnte aus der Station einer alten Werkseilbahn eine Bildungsstätte werden? Das Projekt mit dem Namen «Campus Grimsel» wirft interessante Fragen auf. Ein Rundgang an der Handeck mit Initiant Thomas Gasser.

05.06.2024

 «Hier wäre der ideale Ort für Anschauungsunterricht zu den Themen Wasserkraft, Stollenbau, Energieinfrastruktur, Artenvielfalt, Hochwasser, Lawinen, Murgänge und vieles mehr.»

Thomas Gasser, Initiant Campus Grimsel


Die mächtigen Steinhäuser neben dem ebenso imposanten alten Kraftwerk Handeck gehören zur Geschichte der Wasserkraftnutzung an der Grimsel. Die Zentrale Handeck war das erste Kraftwerk der KWO und während vielen Jahren lebten mehrere Familien in den Häusern. Die Maschinen leisten bis heute ihre Dienste, der Betrieb ist aber unterdessen so automatisiert und organisiert, dass die Mitarbeitenden nicht direkt neben dem Kraftwerk wohnen müssen. In den Handeck-Häusern ist es ruhig geworden, erst recht an einem winterlichen Tag im Dezember. Schneeflocken hüllen die Anlage in weiches Licht während Thomas Gasser zwischen den Gebäuden hindurch geht und erklärt, wie es zum Projekt Campus Grimsel gekommen ist. «An der Handeck kommt so viel zusammen, verschiedenste, aktuelle Themen und Herausforderungen sind hier in der Umgebung zu sehen und fassbar», sagt er, «wäre es nicht möglich, die Auseinandersetzung mit diesen Fragen an Ort und Stelle zu fördern?»

Thomas Gasser, Bauunternehmer im Ruhestand, ist Initiant der Idee eines Ausbildungs- und Forschungszentrums in den ehemaligen Kraftwerksgebäuden. Hinter der Vision steht auch der Verein «Guttannen bewegt», der sich mit verschiedenen Aktivitäten für die Dorfentwicklung einsetzt. Für Campus Grimsel liegt bereits eine Machbarkeitsstudie vor, in deren Rahmen ein breiter Kreis von möglichen Partnern befragt worden ist. Für Gasser sind zwei Sachen wichtig: Einerseits hat er in seiner langen beruflichen Laufbahn immer wieder festgestellt, wie gewinnbringend es wäre, wenn generell Theorie und Praxis besser übereinstimmen würden. Andererseits fasziniert ihn, wie sich in diesem hochalpinen Raum bestimmte Fragen wie unter dem Brennglas deutlicher abzeichnen als andernorts. «Hier wäre der ideale Ort für Anschauungsunterricht zu den Themen Wasserkraft, Stollenbau, Energieinfrastruktur, Artenvielfalt, Hochwasser, Lawinen, Murgänge und vieles mehr», hält er fest. 

Angedacht ist, dass sich die Ausbildungsräume in der Seilbahnstation der Gersteneggbahn unterbringen liessen – in einer modern umgebauten Variante – die ehemaligen Wohnhäuser würden Räume bieten für Übernachtung und Verpflegung. Die KWO, die Besitzerin der Liegenschaften und Anlagen ist, freut sich über das Engagement und unterstützt es, dass das Vorhaben vertieft auf eine Machbarkeit geprüft wird. Die Erfolgschancen der «Handeck-Schule» hängen von der weiteren Entwicklung des Projekts ab. Denkbar, so findet Thomas Gasser, wären Angebote von Workshops und Tagungen über Ausbildungsgänge bis zu Weiterbildungen und Exkursionen. «Was mich interessiert», so verdeutlicht Gasser, «ist immer die Frage: Was ist möglich? Bringen wir das hin?» Dieser Gedanke scheint Thomas Gasser in der DNA zu liegen – in eine Familie von Bauunternehmern hineingeboren war er bis 2017 Geschäftsführer der Gasser Felstechnik AG in Lungern. Aus dieser Zeit stammt auch seine Verbindung zu Guttannen, indem er Unterkünfte für seine Mitarbeitenden suchte und dann das zum Verkauf stehende Gasthaus Bären sogleich kaufte. Seit seinem Rückzug aus dem Familienbetrieb engagiert er sich umso kräftiger für Projekte in Guttannen und Umgebung.

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