Medienmitteilung
Durchschnittliche Energieproduktion im Pandemie-Jahr
Die Kraftwerke Oberhasli AG (KWO) blickt auf ein durchschnittliches Ergebnis für das Geschäftsjahr 2020 zurück. In ihren Kraftwerken hat die KWO rund 2202 Gigawattstunden Strom produziert, was dem Mittelwert der vergangenen 20 Jahre entspricht. Dank ihrer flexiblen und kurzfristig verfügbaren Maschinen hat die KWO auch 2020 zur Stabilisierung des Stromnetzes beigetragen. Aufgrund der Corona-Pandemie ist der Stromverbrauch zurückgegangen, die Marktsituation für die Wasserkraft hat sich gegenüber dem Vorjahr verschlechtert und der Kostendruck bleibt damit hoch. Das Bundesgerichtsurteil vom November 2020 zur Grimselseevergrösserung bringt für die KWO auch Verzögerungen beim Ausbauprojekt Trift mit sich. Sehr erfreulich verlief die Tourismussaison in der Grimselwelt.
18.06.2021
Auch bei der KWO war das Berichtsjahr 2020 geprägt durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Eine sichere und zuverlässige Stromversorgung sind systemrelevant, Betrieb und Produktion mussten – trotz Pandemie – zuverlässig funktionieren. Dank den frühzeitig ergriffenen Massnahmen, welche die KWO im Betrieb aufgrund der Pandemie umgesetzt hat, konnte der Kraftwerksbetrieb ohne Einschränkungen jederzeit aufrechterhalten werden.
Durchschnittliche Jahresproduktion bei tieferen Marktpreisen
Bei der Jahresproduktion verzeichnet die KWO ein durchschnittliches Jahr, sie betrug 2201.9 GWh, was dem Mittelwert der vergangenen Jahre entspricht. Die Zuflüsse lagen mit 1688 GWh etwas über dem langjährigen Mittelwert von 1673 GWh, sind aber rund 240 GWh tiefer als der letztjährige Rekordwert von 1914 GWh. Die Marktsituation für die Wasserkraft hat sich gegenüber dem vergangenen Jahr verschlechtert. Aufgrund der geringeren Nachfrage während des Lockdowns und auch danach befanden sich die Elektrizitätspreise auf einem tieferen Niveau als im Vorjahr, danach pendelten sich die Preise in etwa auf dem Niveau von 2018 ein. Die maximale Energieabgabe der KWO an einem Tag betrug 2020 14.3 GWh, deutlich weniger als 2019, wo diese bei 18.0 GWh lag. Die maximale Leistungsabgabe betrug 974 MW, im Vorjahr waren es noch 1064 MW. Infolge der geringeren Produktion gegenüber dem Vorjahr lagen die Produktionskosten bei 4.85 Rp./kWh, gegenüber 4.63 Rp./kWh im Jahr 2019. Weiter wurde die KWO im Berichtsjahr durch Engpasswarnungen aus dem Übertragungsnetz teilweise massiv in ihrer Produktion eingeschränkt.
Erster Green Bond für Schweizer Speicher- und Grosswasserkraft
Im Januar 2020 hat die KWO als erstes Unternehmen einen Green Bond für Schweizer Speicher- und Grosswasserkraft herausgegeben. Sie übernimmt damit eine Pionierrolle und erweitert ihre Investorenbasis. Es ist eine festverzinsliche Anleihe über 100 Mio. CHF mit einer Laufzeit von 10 Jahren und einem Coupon von 0.125 Prozent. Die Liberierung erfolgte am 22. Februar 2021. Den Nettoerlös dieser Anleihe verwendet die KWO zur Refinanzierung des Projekts «Tandem», bei dem die KWO die Kraftwerke Handeck 2 und Innertkirchen 1 wirtschaftlich und ökologisch aufwertete.
Die KWO zählte 2020 281 Vollzeitstellen, verteilt auf 404 Mitarbeitende, darunter 23 Lernende in zehn Lehrberufen und vier Praktikanten in zwei Fachdisziplinen.
Grosse Wasserkraftanlagen als Sicherheit für das Schweizer Stromnetz
Wie bereits in den Jahren zuvor, war die KWO mit ihren Anlagen auch 2020 wiederum eine wichtige Stütze für die Stabilisierung des Schweizer Stromnetzes. Dank der Flexibilität ihrer Maschinen und der günstigen geografischen Lage beteiligte sich die KWO nach wie vor an vielen nationalen Redispatchabrufen. Die Aktionäre der KWO (BKW, ewz, iwb, ewb) nahmen zudem aktiv am Systemdienstleistungs-Markt für Regelenergie teil.
Bundesgerichtsurteil zur Grimselseevergrösserung mit Folgen auch für das Trift-Projekt
Im Beschwerdeverfahren gegen das Ausbauvorhaben Vergrösserung Grimselsee verkündete das Bundesgericht am 4. November 2020 seinen Entscheid. Das Gericht folgte dem Antrag der beiden Umweltverbände Aqua Viva und Greina-Stiftung, der Konzessionsbeschluss des Grossen Rates des Kantons Bern vom 5. September 2012 für die Vergrösserung des Grimselsees sei aufzuheben. Der Hauptgrund für den Entscheid liegt gemäss Bundesgericht in der fehlenden definitiven Festsetzung im kantonalen Richtplan. Die Angelegenheit wurde an den Berner Regierungsrat zur Abstimmung der Nutz- und Schutzinteressen zurückgewiesen. Für die KWO grundsätzlich positiv ist der Umstand, dass das Bundesgericht die Grimselseevergrösserung als Projekt von nationalem Interesse beurteilt. Die geplante Erweiterung des Sees führe zu einem erheblichen Ausbau der Speicherkapazität, so das Gericht.
Der Entscheid des Bundesgerichts wirkt sich auch auf das Projekt «Neubau Speichersee und Kraftwerk Trift» aus. Denn das Bundesgericht forderte in seinem Urteil, dass die beiden Speicherprojekte Seevergrösserung Grimsel und Trift im Rahmen des Richtplanprozesses zu koordinieren seien. Angesichts dieser Forderung wurden der Konzessionsprozess für das Triftprojekt gestoppt und das Gesuch, worüber der Grosse Rat des Kantons Bern Anfang November 2020 hätte beraten sollen, sistiert. Sobald der Regierungsrat des Kantons Bern die Richtplananpassung verabschiedet hat, wird das Konzessionsgesuch dem Grossen Rat des Kantons Bern vorgelegt. Die KWO rechnet beim Trift-Projekt mit einer Verzögerung von rund zwei Jahren.
Neue Verwaltungsratspräsidentin und weitere Wechsel im Verwaltungsrat
Seit März 2020 ist Barbara Egger-Jenzer neue Verwaltungsratspräsidentin der KWO. Die ehemalige Berner Regierungsrätin war bereits seit 2018 Teil des Verwaltungsrates der KWO und hat den ehemaligen BDP-Ständerat Werner Luginbühl nach langjähriger Tätigkeit im Amt abgelöst. Ebenfalls aus dem Verwaltungsrat zurückgetreten ist 2020 Marcel Frei, ehemaliger Direktor der Elektrizitätswerke der Stadt Zürich (ewz). Neu im Verwaltungsrat sind seit März vergangenen Jahres Dr. Philipp Hänggi, Leiter Produktion BKW und seit Juni vergangenen Jahres Salomé Karlen, Senior Asset Managerin bei der BKW Energie AG sowie Benedikt Loepfe, Direktor ewz.
Auf die diesjährige Generalversammlung 2021 hat das langjährige Mitglied Walter Brog seinen Rücktritt aus dem KWO-Verwaltungsrat bekanntgegeben. Als Nachfolger und Vertreter der BKW im Verwaltungsrat wurde der Unternehmer und Guttanner Gemeindepräsident Werner Schläppi gewählt. Ebenfalls neu im Verwaltungsrat ist Markus Dietrich, Leiter Hydraulische Kraftwerke bei der BKW Energie AG. Er tritt die Nachfolge von Andreas Stettler an, der mittlerweile die BKW verlassen hat und nun als Geschäftsführer des Schweizerischen Wasserwirtschaftsverbandes amtet.
Grossbaustelle «Ersatz Staumauer Spitallamm» auf Kurs
Seit 2019 laufen an der Grimsel die Bauarbeiten für die neue Spitallammsperre, welche die bereits bestehende Spitallamm Staumauer ersetzen wird. Diese staut gemeinsam mit der Talsperre Seeuferegg seit über 90 Jahren den Grimselsee mit einem Fassungsvermögen von 94 Mio. m3. Die veranschlagten Kosten für das Sanierungs-Projekt belaufen sich auf rund 125 Mio. CHF. Die Arbeiten auf der Grossbaustelle im Hochgebirge sind äusserst anspruchsvoll, finden sie doch unmittelbar vor der bestehenden Mauer und dem gestauten Grimselsee statt, dessen Wasser weiterhin für die Stromproduktion genutzt wird. Bis Ende 2020 konnten die Arbeiten für die Installationen, den Zugangsstollen unter dem Grimsel Nollen und den Fundamentaushub abgeschlossen werden. Zudem wurden das grosse, hochmoderne Kieswerk in der Gerstenegg sowie die beiden leistungsfähigen Betonanlagen auf der Baustelle montiert und in Betrieb genommen. 2021 werden nun die Betonarbeiten, also der eigentliche Bau der Mauer starten, in welcher schliesslich rund 520’000 Tonnen Beton verbaut werden. Parallel dazu finden weiterhin Arbeiten an den erforderlichen Untertagbauten statt. Die Arbeiten unter der Leitung der ARGE Grimsel, bestehend aus den Baufirmen Frutiger AG, Implenia AG und Ghelma AG Baubetriebe, werden bis 2025 abgeschlossen sein.
Grimsel Hydro mit schwierigen Rahmenbedingungen, Tourismusangebote von Grimselwelt im Hoch
Grimsel Hydro, das Technologiezentrum für Wasserkraft, blickt auf ein anspruchsvolles Jahr zurück. Der Umsatz ging gegenüber dem Vorjahr um 4 % zurück. Anfragen der Kraftwerksbetreiber kamen aufgrund der Pandemie nur zögerlich herein, zudem wurden die Ressourcen wegen Schäden in den KWO-Kraftwerken Handeck 1 und Grimsel 2 längere Zeit intern gebunden. Durch den Aufbau des Servicegeschäfts und des guten Netzwerks in der Lohnfertigung konnten die Umsatzrückgänge im Kerngeschäft teilweise kompensiert werden. Stabil lief der Bereich ökologische Beratung und Begleitung, unter anderem weil die Fachstelle verschiedene Dienstleistungen im Bereich Schwall-Sunk- und Restwassersanierungen, Fischgängigkeit und weiteres mehr anbieten konnte.
Die Tourismussaison in der Grimselwelt verlief sehr erfreulich. Vor allem einheimische Gäste nutzten pandemiebedingt die Angebote in der Region. Die Wintersaison im Historischen Alpinhotel Grimsel Hospiz verlief äusserst erfolgreich, trotz der vorzeitigen Schliessung Mitte März. Generell übertrafen die Belegungen und Frequenzen in den Hotels während der Sommermonate die bisherigen Bestmarken. Die ohnehin bereits stark frequentierten Bahnen zogen im Sommer 2020 erneut mehr Gäste an. Das Gruppengeschäft bei den Besucherführungen wurde aufgrund der Corona-Situation verschoben und schliesslich für die ganze Saison sistiert. Führungen mit Individualgästen verzeichneten eine geringe Anzahl Teilnehmende pro Führung.
Meiringen-Innertkirchen-Bahn neu im Besitz der Zentralbahn
Die Meiringen-Innertkirchen-Bahn MIB beförderte 2020 mit über 255’000 Passagieren fast gleich viele Personen wie im Vorjahr. Auch hier wurden ausserordentlich viele einheimische Gäste transportiert. Immer wieder bewährt sich die enge Zusammenarbeit mit der Aareschlucht AG und dem Engstlenalpbus. 2020 hat die KWO beschlossen, die MIB nach 95 Jahren Betrieb an die Zentralbahn (zb) zu übergeben, in deren Besitz sie nun seit Anfang 2021 ist.
Weitere Informationen:
KWO, Kraftwerke Oberhasli AG
Thomas Huber, Leiter Kommunikation
3862 Innertkirchen
+41 33 982 20 60