Medienmitteilung
Durchschnittliche Produktion und volle Stauseen
Im Jahr 2022 hat die Kraftwerke Oberhasli AG (KWO) rund 2160 Gigawattstunden Strom produziert, was dem Mittelwert der vergangenen 20 Jahre entspricht. Wegen Massnahmen des Bundes gegen eine drohende Strommangellage war der Speicherinhalt aller Stauseen mit rund 72 Prozent per Ende Jahr sehr hoch. Dank ihrer flexiblen und kurzfristig verfügbaren Maschinen hat die KWO auch 2022 zur Stabilisierung des Stromnetzes beigetragen. Der Krieg in der Ukraine hat einen Effekt auf Strombranche und Energiemärkte, was sich wiederum auch auf die KWO und deren Ausbauprojekte auswirkt. Vorhaben, wie die Vergrösserung des Grimselsees, die jahrelang blockiert waren, haben neuen Schub erhalten und auch für das Projekt "Neubau Speichersee und Kraftwerk Trift" sind 2022 wichtige Schritte im Bewilligungsverfahren erfolgt. Auch im vergangenen Geschäftsjahr hat die KWO wiederum über
13 Millionen Franken in die Sanierung und Instandhaltung ihrer Kraftwerksanlagen investiert. Im Verwaltungsrat der KWO kommt es zudem zu drei Wechseln.
16.06.2023 Fotos – David Birri
Bei der Jahresproduktion verzeichnete die KWO erneut ein durchschnittliches Jahr. Die Produktion betrug
2161.4 GWh und liegt damit 1 Prozent unter dem Vorjahr. Der Wert entspricht dem Mittelwert der vergangenen 20 Jahre. Die warmen Frühlings- und Sommermonate führten zu einem kurzen, aber intensiven Abschmelzen der Schneemassen mit überdurchschnittlichen Zuflüssen. Diese setzten sich bis in den Winter hinein fort. Insgesamt flossen im Jahr 2022 440.8 Millionen m3 Wasser in die Stauseen der KWO. Das ist 7.8 Prozent mehr als im Vorjahr und 3.3 Prozent mehr als im 10-jährigen Mittel. An der 400 GWh-Wasserkraftreserve, die der Bundesrat für mögliche Stromengpässe im Winter verfügt hat, beteiligte sich die KWO mit rund 58 GWh Vorhalteleistung in ihren Seen. Unter anderem resultierte daraus der sehr hohe Füllstand aller Seen von 72.2 Prozent, was deutlich über dem langjährigen Mittel von 55.5 Prozent liegt. Die mittleren Produktionskosten betrugen im Jahr 2022 5.45 Rp./kWh und liegen damit rund 2.8 Prozent höher als 2021. Der Gesamtumsatz der KWO betrug 2022 rund 143.6 Mio. CHF. Das sind 0.6 Prozent mehr als 2021.
Sanierungen und Unterhalt der Kraftwerksanlagen
Auch 2022 hat die KWO wiederum Instandhaltungsarbeiten an ihren Anlagen vorgenommen und hierfür 13.3 Mio. CHF investiert. Beim Gelmersee wurden im Frühling die Revisionsarbeiten der Drosselklappe und des Einlaufschützes des Gelmersees zum Kraftwerk Handeck 1 planmässig abgeschlossen und anschliessend der See im Frühling langsam wieder gefüllt. Eine zentrale Arbeit im Geschäftsjahr 2022 war der Start der erweiterten Generalrevision verschiedener Anlagekomponenten im Kraftwerk Hopflauenen im Gadmental. Das Kraftwerk wurde in den 1960er-Jahren gebaut und besteht aus den zwei Maschinensätzen Trift 1 und Trift 2 sowie der kleineren Maschine Leimboden. Letzte grössere Investitionen in die Anlage waren im Jahr 2000 getätigt worden. Unter anderem werden nun zwei Laufräder komplett ersetzt, Teile der Generatorschaltanlagen werden erneuert, zudem wird eine neue elektronische Steuerungsanlage eingebaut. Im Winterhalbjahr 2023/24 folgt die zweite Etappe der Arbeiten.
Ersatz der Staumauer Spitallamm läuft weiter wie geplant
Bis Ende Bausaison 2022 konnten auf der Grossbaustelle an der Grimsel insgesamt 115’000 m3 Beton eingebracht werden. Zudem wurden alle Untertagbauten ausgebrochen und gesichert. In den kommenden, verbleibenden Baujahren werden die Betonarbeiten an der Mauer weitergeführt und die Stahlwasserbauten im Grund- und Zwischenauslass montiert. Die Baustelle stiess auch im vergangenen Jahr auf reges Interesse und die Besucherzahlen auf dem entsprechenden Rundgang waren hoch. Die KWO führte im August zudem mit "Staumauerbau hautnah!" einen erfolgreichen Tag der offenen Baustelle für das interessierte Publikum durch.
Speicherausbauprojekte wieder auf Kurs
Die veränderte Situation an den Energiemärkten hat auch Auswirkungen auf die KWO. Im September 2022 haben National- und Ständerat in grossem Tempo das "Bundesgesetz über dringliche Massnahmen zur kurzfristigen Bereitstellung einer sicheren Stromversorgung im Winter" verabschiedet und darin auch gleich das Ausbauvorhaben "Vergrösserung Grimselsee" integriert. Das Projekt ist seit rund 20 Jahren aufgrund von Beschwerden blockiert. Fachleute der KWO arbeiten nun unter Hochdruck an der erneuten Ausarbeitung der angepassten Konzessionsunterlagen.
Auch beim Ausbauprojekt "Neubau Speichersee und Kraftwerk Trift" ging es 2022 wieder einige Schritte vorwärts. Im Berichtsjahr hat der Regierungsrat die vom Bundesgericht 2020 geforderte Anpassung des Richtplans vorgenommen und beide Projekte der KWO mit einer definitiven Festsetzung im Richtplan hinterlegt. Er begründete dies damit, dass die erheblichen energiewirtschaftlichen und klimapolitischen Interessen insgesamt die entgegenstehenden Schutzinteressen überwiegen würden. Im Juni 2023 hat der bernische Grosse Rat nun den Konzessionsänderungsantrag gutgeheissen und das Trift-Projekt hat so grünes Licht erhalten.
Sicherheit für das Schweizer Stromnetz
Im Berichtsjahr hat die KWO wiederum zur Stabilisierung des Stromnetzes beigetragen, dies, weil die Maschinen flexibel und kurzfristig verfügbar sind und dann Strom produzieren können, wenn es nötig ist. In Kooperation mit Swissgrid, der nationalen Netzgesellschaft, führte die KWO zwei erfolgreiche Schwarzstart- und Inselnetzversuche durch – also Testläufe für den Wiederaufbau des Stromnetzes, falls es zu grösseren regionalen oder zu einem kompletten Stromausfall käme. Im vergangenen Jahr führte die Swissgrid die neuen Systemdienstleitungsprodukte PICASSO und MARI ein. Das sind koordinierte Systemdienstleistungen auf europäischer Ebene. PICASSO umfasst die Angebote für Sekundärregelenergie, MARI die schnelle Tertiärregelenergie. Für die KWO bedeutet dies, dass 2022 deutlich mehr Sekundär- und Tertiärregelung-Leistungen abgerufen wurden als im Vorjahr.
Bei der Blindenergieabgabe zur Spannungshaltung wurde 1743.4 Gvarh erreicht, 4.8 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei der maximal erreichten Tagesenergieabgabe gab es 2022 einen neuen Rekord mit 18.8 GWh. Der bisherige Rekordwert aus dem Jahr 2019 wurde damit um 0.8 GWh übertroffen.
Erfolgreiches Geschäftsjahr für Grimsel Hydro
Das Technologiezentrum Grimsel Hydro verzeichnete bei der Umsatzentwicklung erfreuliche Ergebnisse. Umsatz und Deckungsbeitrag lagen Ende 2022 deutlich über dem Budget. Im klassischen Instandhaltungsgeschäft zeigt sich eine stabile Auftragslage. Die grossen Instandhaltungsaufträge machen nach wie vor rund zwei Drittel des Umsatzes aus. Die langfristige Auftragslage und damit der Arbeitsvorrat hängen von der Höhe der Strompreise ab. Bei hohen Preisen, wie dies gegen Jahresende 2022 der Fall war, wurden zahlreiche Projekte nicht umgesetzt oder verschoben. Auftragsvergaben und Planung sind in der Regel eher kurzfristig. Im Bereich Ökologie ist der Umsatz ähnlich wie 2021. Der Grossteil der Aufträge wurde im Bereich der Schwall-Sunk-Sanierung, Sanierung Fischgängigkeit, deren Wirkungskontrollen sowie Grundlagenerhebungen in Hydrologie, Hydrometrie und Geoinformatik umgesetzt. Im elektrotechnischen Bereich liegen Umsatz und Deckungsbeitrag über den Erwartungen.
Grimselwelt – ein sicherer Wert
Die Sehenswürdigkeiten und Erlebnisse in der Grimselwelt haben schweizweit ein Alleinstellungsmerkmal, was sie für Gäste attraktiv macht – vor allem, wenn die Wetterbedingungen so gut sind wie 2022. Die KWO verzeichnete in den Sommermonaten erneut sehr viele Gäste im Grimsel- und Sustengebiet. Einen neuen Besucherrekord erzielte die Gelmerbahn – fast ein Viertel mehr Gäste als im Vorjahr wollten mit der steilsten offenen Standseilbahn Europas mitfahren. Aber nicht nur am Gelmer sondern insgesamt verzeichneten die Kraftwerksbahnen der KWO 2022 Rekordwerte. Mit dem Ende der Pandemie hat auch das Gruppengeschäft wiederum angezogen. Aufgrund des präsenten Themas Stromversorgung und mögliche Mangellage waren auch die Kraftwerksführungen sehr gut gebucht. Dort verzeichneten die Verantwortlichen der Grimselwelt 2022 ebenfalls einen neuen Rekordwert innerhalb der vor einigen Jahren angepassten Strategie.
Auch die Grimselhotels profitierten vom schönen Sommerwetter. Die Logiernächte waren stabil hoch. Dies ist umso erfreulicher, als dass das Hotel und Naturressort Handeck wegen Umbauarbeiten erst später in die Saison startete und die Hotels aufgrund mangelnder Fachkräfte die Öffnungszeiten teilweise verkürzen mussten.
Wechsel im Verwaltungsrat der KWO
An der Generalversammlung von heute Freitag im Historischen Alpinhotel Grimsel Hospiz wurden drei Verwaltungsratsmitglieder der KWO für ihr Engagement gewürdigt und verabschiedet. Der Verwaltungsrat hat zwölf Mitglieder und setzt sich aus Vertreter:innen der Aktionäre zusammen. Ronald Trächsel, noch bis Ende Juni 2023 CFO bei der BKW Energie AG, trat auf die heutige Generalversammlung aus dem Verwaltungsrat zurück. Er wurde 2015 gewählt. Sein Nachfolger ist der designierte, neue CFO der BKW, Martin Zwyssig. Salomé Karlen, Senior Asset Managerin bei der BKW, verlässt den Verwaltungsrat nach drei Jahren. Neu wird an ihrer Stelle Raphael Brütsch, Leiter Legal Services bei der BKW, im Verwaltungsrat einsitzen. Ebenfalls verabschiedet wurde heute Reto Nause, Gemeinderat der Stadt Bern. Er hat sein Amt als Verwaltungsrat der KWO 2011 angetreten. Auf ihn folgt Cornelia Mellenberger, CEO von Energie Wasser Bern, ewb.
Ausblick 2023
Verwaltungsrat gibt grünes Licht für komplette Erneuerung der Triftbahn
Der Verwaltungsrat der KWO hat an seiner Sitzung im Mai 2023 beschlossen, die nötige Investition von rund 4.5 Mio. CHF für einen kompletten Neubau der Seilbahn Käppeli-Trift zu sprechen. Das bedeutet, dass die Kabine, die gesamte Seilbahntechnik sowie die Stützen der Triftbahn ersetzt werden. Die Arbeiten für den Ersatz der Bahn sollen dann im Winter 2024 beziehungsweise Frühling 2025 stattfinden. Vorgesehen ist, dass die Bahn im Juli 2025 betriebsbereit ist. Die neue Seilbahn wird in die bestehende Infrastruktur eingebettet.
Die Trift ist mit den SAC-Hütten Windegg und Trift sowie der Hängeseilbrücke ein beliebtes Wandergebiet für Einheimische und Touristen. Ursprünglich wurde die Triftbahn 1960 als Werkbahn zur Erschliessung der Wasserfassung Trift gebaut. Viele Komponenten der Bahn sind seit der Erbauung unverändert im Einsatz. Zuletzt wurde die Bahn 2002 saniert, als sie für das Publikum und die Nutzung im Sinne eines sanften Tourismus geöffnet wurde. Um die Betriebsbewilligung der Bahn weiterhin zu gewährleisten, muss die Bahninfrastruktur an die heutigen Vorschriften, den Stand der Technik und Sicherheit angepasst werden.
Bau einer neuen Korrosionsschutzhalle für Grimsel Hydro in Innertkirchen
Die KWO investiert in ihr Technologienzentrum Grimsel Hydro und wird ab September 2023 bis voraussichtlich Ende August 2024 für knapp 3 Mio. CHF eine neue Korrosionsschutzhalle bauen. Heute werden diese Arbeiten ebenfalls in Gebäuden der KWO ausgeführt. Die Infrastruktur ist jedoch nicht mehr zeitgemäss und muss auch mit Blick auf Arbeits- und Gesundheitsschutz verbessert werden. Auch die klimatischen Bedingungen (Feuchtigkeit und Temperatur) für das Anbringen des Korrosionsschutzes können in einem Neubau deutlich besser eingehalten werden. Vorgesehen ist auch die Montage einer Krananlage mit zwei Laufkatzen, was das Wenden von schweren Teilen innerhalb der neuen Halle sicherer macht. Die vorgesehene Infrastruktur ist optimal auf die Logistik zwischen der Werkstatt, der Sandstrahlerei, dem Waschplatz und dem Korrosionsschutz konzipiert.
Weitere Informationen:
KWO, Kraftwerke Oberhasli AG
Thomas Huber, Leiter Kommunikation
3862 Innertkirchen
+41 33 982 20 60