«Ich bin fest überzeugt, dass die Wasserkraft Zukunft hat»

Barbara Egger-Jenzer ist neue Verwaltungsratspräsidentin der Kraftwerke Oberhasli AG (KWO). Sie ersetzt damit den bisherigen Verwaltungsratspräsidenten und ehemaligen BDP-Ständerat Werner Luginbühl. Egger-Jenzer ist bereits seit 2018 Mitglied des Verwaltungsrates und kennt die KWO gut aus ihrer Zeit als Regierungsrätin des Kantons Bern, da sie damals unter anderem die Begleitgruppe zum «Projekt Trift» der KWO leitete. Im Interview erläutert sie, wo sie bei der Energiestrategie 2050 noch Handlungsbedarf sieht, welchen Stellenwert das Triftprojekt hat und was die KWO ihres Erachtens auszeichnet.

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Bild: Rolf Neeser

Thomas Huber, Leiter Kommunikation KWO: Frau Egger-Jenzer, Sie sind neue Verwaltungsratspräsidentin der KWO. Wie würden Sie das Umfeld beschreiben, in dem sich die KWO im Moment befindet?
Barbara Egger-Jenzer: Wir befinden uns zurzeit in einem Umfeld mit vielen Herausforderungen, aber auch Chancen für die Wasserkraft. Es gibt verschiedene Faktoren, die einen grossen Einfluss auf die Wasserkraft haben: Wie wird sich der europäische Strommarkt grundsätzlich weiterentwickeln? Wie der Markt in der Schweiz? Diesbezüglich bestehen Unsicherheiten und das wirkt sich auch auf mögliche Investitionen aus. Andererseits bietet die Energiestrategie 2050 Chancen für die einheimische erneuerbare Energie.

Was macht die KWO Ihres Erachtens besonders gut, was sind deren Stärken?
Ich habe die KWO als starke und auch flexible Unternehmung wahrgenommen. Dies gilt es weiterzuführen. Eine grosse Stärke sind die vielen hervorragenden und motivierten Mitarbeitenden. Zu ihnen gilt es Sorge zu tragen.

Als Verwaltungsratspräsidentin der KWO geben Sie zusammen mit Ihren Kollegen im Verwaltungsrat die Strategie vor. Können Sie bereits erste Ideen skizzieren, wo in Zukunft die Schwerpunkte liegen sollen?
Ich habe nicht die Absicht, alles auf den Kopf zu stellen. Die eingeschlagene Richtung ist gut und gilt es weiterzuverfolgen. Ein Schwerpunkt wird sicher die Realisierung des Projektes Trift sein. Zudem steht die Erneuerung der Gesamtkonzession an. Dies gilt es vorzubereiten.

Wagen Sie eine Prognose, wie sich die Wasserkraft und vor allem der Markt dafür in den nächsten fünf, zehn Jahren entwickeln wird?
Ich bin fest überzeugt, dass die Wasserkraft Zukunft hat. Sie ist ein wichtiger Pfeiler der Energiestrategie 2050. Wir müssen eng mit der Politik zusammenarbeiten und Rahmenbedingungen schaffen, die den laufenden Veränderungen im Elektrizitätsmarkt angepasst sind.

Wo besteht mit Blick auf die Energiepolitik und die Energiestrategie 2050 der grösste Handlungsbedarf?
Der Ausbau der erneuerbaren Energien muss rascher vorankommen. Und da spielt, wie bereits erwähnt, die Wasserkraft eine zentrale Rolle. Es braucht gesetzliche Grundlagen und Verfahren, damit Projekte rasch realisiert werden können.

Soll die Wasserkraft Ihres Erachtens vermehrt vom Bund unterstützt werden oder ist es besser, auf den Markt zu vertrauen?
Wenn wir die Ziele der Energiestrategie 2050 erreichen wollen, braucht es ein Ausbau der Wasserkraft und die Realisierung von Projekten, die nachhaltig sind. Das Projekt Trift ist ein solches. Und ja, eine vermehrte Unterstützung von solchen Projekten durch den Bund erachte ich als sinnvoll.

Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Als bisheriges Mitglied des Verwaltungsrates sind Sie immer wieder Mal im Haslital und in der Grimselwelt unterwegs. Wo gefällt es Ihnen hier am besten?
Es ist schwierig, einen einzelnen Ort hervorzuheben. Für mich ist das ganze Grimselgebiet ein magischer Ort. Am besten kann man das erleben in der Winter-Ruheoase Grimsel Hospiz. Die absolute Stille in dieser überwältigenden Landschaft ist einmalig.