KWO begrüsst Wiederaufnahme des Konzessionsverfahrens zur Trift

Nach zwei Jahren und drei Monaten Unterbruch hat der Regierungsrat des Kantons Bern heute Donnerstag das Konzessionsgesuch zum Projekt «Neubau Speichersee und Kraftwerk Trift» dem Grossen Rat zum Beschluss vorgelegt. Die KWO begrüsst die Wiederaufnahme des Konzessionsverfahrens. Aufgrund eines Bundesgerichtsurteils im November 2020 zur Grimselseevergrösserung war dieses sistiert worden. Das Gericht hatte verfügt, der Regierungsrat müsse erst im kantonalen Richtplan mit der Interessenabwägung die Grundlage für die beiden Projekte Grimsel und Trift schaffen. Dass die beiden Ausbauprojekte im Richtplan nun den Status der «Festsetzung» haben, schafft Klarheit und Planungssicherheit. Für die KWO hat der Bau des Trift-Projekts derzeit Priorität.

«Für uns ist es wichtig, dass das Bewilligungsverfahren für das Projekt Trift nun wieder vorwärtsgeht», so Daniel Fischlin, CEO der KWO. «Das vergangene Jahr war turbulent. Gleichzeitig fühlen wir uns nun bestätigt. Wir haben immer darauf hingewiesen, dass unsere Speicherprojekte an der Trift und an der Grimsel von nationaler Bedeutung sind – vor allem für die Energieversorgung in den Wintermonaten.» Mit einem Speichersee an der Trift lassen sich 215 GWh Energie für den Winter zurückhalten, wenn die Schweiz auf Stromimporte angewiesen ist.

KWO kann wichtigen Beitrag für Versorgungssicherheit leisten

In seinen Erläuterungen zur Anpassung des kantonal bernischen Richtplans schreibt der Regierungsrat zum Trift-Projekt, die erheblichen energiewirtschaftlichen und klimapolitischen Interessen würden insgesamt die entgegenstehenden Schutzinteressen überwiegen. Das vom Bau betroffene Gebiet an der Trift ist Eigentum der KWO und ist von keinem nationalen oder kantonalen Schutzgebiet betroffen. Zusätzlich ist das Vorhaben an der Trift eines von 15 Projekten auf der Liste, die der «Runde Tisch Wasserkraft» für den Ausbau der Winterstromproduktion von 2 TWh definiert hat. Auf der Liste sind insgesamt drei Projekte der KWO integriert: Der Neubau Speichersee und Kraftwerk Trift (Speicher von 215 GWh), die Erhöhung des Grimselsees (Speicher von zusätzlichen 240 GWh) und die Erhöhung der Staumauer Oberaar (Speicher von zusätzlichen 65 GWh im Winter). Das Grimsel- und Sustengebiet gilt als Wasserschloss der Schweiz. Die durchschnittlichen Jahresniederschlagsmengen sind sehr gross und werden aufgrund des Klimawandels keine Änderungen erfahren. Für den Ausbau der Wasserspeicher ist das Gebiet prädestiniert. Die KWO kann mit der Realisierung dieser Projekte einen substanziellen Beitrag für die Versorgungssicherheit in der Schweiz mit erneuerbarer, inländischer Energie leisten.

Trift zurzeit wichtigstes Ausbauprojekt

Für die KWO hat das Trift-Projekt derzeit Priorität, weil sie im Gadmental bisher über keine Speichermöglichkeiten verfügt. Das anfallende Wasser wird vor allem im Sommer für die Stromproduktion genutzt – wenn bereits viel Energie aus Erneuerbaren wie Sonne und Wind vorhanden ist. Mit der Realisierung des Trift-Projekts kann die KWO das Speichervolumen in ihrem Kraftwerksystem um das Anderthalbfache von heute 195 auf rund 280 Millionen Kubikmeter steigern. Das Projekt Trift ist im Bewilligungsverfahren jenes, das am weitesten fortgeschritten ist. Anders sieht es bei der Erhöhung der Staumauern an der Grimsel aus: Im Zuge des Urteils im November 2020 hat das Bundesgericht damals die seit zehn Jahren bestehende Konzession zur Vergrösserung des Grimselsees aufgehoben. Die KWO muss nun das Planungsverfahren für die Grimsel zuerst wieder neu starten.   

Umfangreiche Schutz- und Ausgleichsmassnahmen vorgesehen

Das Projekt Trift im Gadmental wurde seinerzeit in Partizipation mit dem WWF, Pro Natura, der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, Vertretern der lokalen Fischerei, des SACs und der Standortgemeinde Innertkirchen erarbeitet. Der Fokus lag dabei auf den ökologischen Schutz- und Ausgleichsmassnahmen, die als Kompensation für den Bau der Wasserkraftanlage vorgesehen sind. In intensiven Verhandlungen haben die Beteiligten Massnahmen definiert, die als Kompensation für den Bau der Stauanlage an der Trift vorgesehen sind. Hierzu gehören beispielsweise:

  • Die KWO baut die bereits seit rund 60 Jahren bestehende Fassung Fuhren zurück, um eine grossräumige gewässerökologische Aufwertung des Gadmerwasser zu realisieren.
  • Die KWO verzichtet darauf, die Gewässerstrecke des oberen Wendenwassers, des Giglibaches und des Treichigrabens zu nutzen und garantiert somit den Erhalt des ökologischen Werts.
  • Die KWO hat sich verpflichtet, Trockenwiesen und -weiden im Gadmental zu erhalten und Amphibien- und Reptilienlebensräume zu fördern.

Gletschervorfelder bilden sich innerhalb kurzer Zeit wieder neu

Mit dem rasanten Rückzug des Gletschers an der Trift hat sich innerhalb weniger Jahre das sogenannte Gletschervorfeld massiv vergrössert. Gletschervorfelder sind junge, dynamische Landschaften und weisen typische geomorphologische und biologische Merkmale auf. In den Jahren 1995-1997 hat das Bundesamt für Umwelt (BAFU) ein Inventar der Gletschervorfelder und Alpinen Schwemmebenen der Schweiz (IGLES) erstellt. Darin wurde auch das Gletschervorfeld an der Trift auf seinen ökologischen Wert hin überprüft. Die Trift ist darin nicht als Aue von nationaler Bedeutung erfasst und gilt nicht als schützenswert.

Aufgrund der Klimaerwärmung sind in der Schweiz bereits zahlreiche neue Gletschervorfelder entstanden und die Entwicklung wird – wohl noch mit grösserem Tempo – weitergehen. Gemäss einer Studie[1] werden sich die Gletschervorfeldflächen in der Schweiz künftig insgesamt pro Jahr um 9-10 km2 vergrössern. Alle drei Ausbauprojekte der KWO würden eine Gletschervorfeldfläche von insgesamt 1 km2 beanspruchen. Das bedeutet, dass sich diese Gletschervorfeldfläche mit dem Abschmelzen der Gletscher innerhalb eines Monats in der Schweiz wieder neu bilden wird.

Betrachtet man lediglich die Entwicklung im Gebiet der Trift, wird innerhalb von vier Jahren die Gletschervorfeldfläche, die für das Projekt Neubau Speichersee und Kraftwerk Trift beansprucht wird, lokal wieder neu entstehen.2 Oder anders betrachtet: Bereits während der Bewilligungsdauer für das Projekt wird sich die gleiche Gletschervorfeldfläche wieder neu gebildet haben.

Weiter hat die Studie auch ergeben, dass derzeit rund 97 Prozent der Gletschervorflächen in der Schweiz ungenutzt sind. Durch die Wasserkraft in der Schweiz werden davon insgesamt rund 3.8 km2 Fläche beansprucht, das ist weniger als 1 Prozent der gesamten Gletschervorfeldflächen.

1 Vees, A. (2021): Gletschervorfelder der Schweiz im Wandel der Zeit – Nutz- und Schutzgebiete im Konflikt? Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Fakultät Wald und Forstwirtschaft, Weihenstephan.

2 interne Analyse der KWO auf Grundlage der Prognosen der Gletscherentwicklung des Projekts Hydro-CH2018 (hydromapscc.ch)


Weitere Informationen:
KWO, Kraftwerke Oberhasli AG
Thomas Huber, Leiter Kommunikation
3862 Innertkirchen
+41 33 982 20 60
thomas.huber@kwo.ch
www.grimselstrom.ch

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