Der Kreuzenzian-Ameisenbläuling

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Ein cleverer Schmetterling, der im Raupenstadium im Ameisennest überwintert. Über sein Vorkommen und die Lebensweise im Berner Oberland ist bisher wenig bekannt. Die KWO unterstützt seit mehreren Jahren Massnahmen, die dies ändern sollen.

Der Kreuzenzian-Ameisenbläuling (Maculina rebeli) ist quasi der Kuckuck unter den Schmetterlingen. Nach dem Schlüpfen im Sommer verhält sich die Raupe äussert clever, um den Winter schadlos zu überstehen. Etwa Mitte Juli verlässt die junge Raupe die Einzianblüten, auf denen der Schmetterling das Ei deponiert hat. Die Raupe wird dann von der Knotenameise Myrmica sp adoptiert und überwintert so im Ameisennest. Die Raupe des Kreuzenzian-Ameisenbläulings ist also ein Brutparasit. Im Nest wird die Raupe bis zur Verpuppung von den Ameisen gefüttert. Sie imitiert dabei clever den Geruch der Ameisenlarven, zwischen denen sie liegt. Auch macht sie ähnliche Geräusche wie die Ameisenköniginnen und wird – wenn Gefahr im Verzug ist – sogar noch eher gerettet als die gewöhnlichen Ameisenlarven.

Lebensraum und Aussehen des Schmetterlings

Der Falter hat eine Flügelspannweite von drei bis vier Zentimetern. Die Flügelunterseite ist hellgrau und zeigt hell umrandete, schwarze Flecken. Die Flügeloberseite des Männchens ist intensiv blau, die des Weibchens dunkelgraubraun. Beide Geschlechter haben ein schmales, bis zu zwei Millimeter breites schwarzes Band am Flügelrand mit einem weisser fransigeren Saum.

Zuhause ist der Kreuzenzian-Ameisenbläuling auf mageren bis mässig fetten, blütenreichen und meistens südexponierte Lagen. Der Kreuzenzian-Ameisenbläuling gehört zu den wenig mobilen und standorttreuen Arten. In Abhängigkeit zu den Vorkommen der Futterpflanze werden auch innerhalb der Populationen die morphologischen unterschiede beobachtet.

Er sieht auch dem nahverwandten Thymian-Ameisenbläuling und dem häufigeren Rotklee-Bläuling sehr ähnlich und kann übersehen oder sogar verwechselt werden.

Thymian als Nahrungsgrundlage und Enzian als Eiablage

Der Kreuzenzian-Ameisenbläuling ist von Anfang oder Mitte Juni bis Ende Juli unterwegs. Für die Nektarsuche besuchen die Falter vor allem die Blüten von Thymian, aber auch von weiterer Blütenpflanzen. Als Eiablage nutzt der Kreuzenzian-Ameisenbläuling verschiedene hochstilige Enzianarten. Die Eier werden einzeln, aber meist in grösserer Anzahl, in blütennahen Bereichen auf den Enzian abgelegt. Vor ihrer Wanderung ins Ameisennest leben die Raupen in den Blüten der Futterpflanze.

Wann ist der Schmetterling wo, und wie viele sind es?

In der Schweiz ist der Kreuzenzian-Ameisenbläuling im Jura, Wallis und in den Ostalpen heimisch und kann oft angetroffen werden. In den Nordalpen ist er wenig verbreitet, sehr lokal und meistens äusserst selten. Über die Verbreitung von Maculinea rebeli im Berner Oberland ist wenig bekannt. Gemäss den Tagfalterspezialisten, mit denen die KWO zusammenarbeitet, kommt der Kreuzenzian-Ameisenbläuling im Kanton Bern aktuell noch im Berner Jura, bei Grindelwald und im östlichen Berner Oberland vor. Die einzelnen Fundmeldungen kommen insbesondere aus dem Konzessionsgebiet der KWO, den beiden Haslitälern. Die bisherigen Beobachtungen von Maculinea rebeli im Berner Oberland weisen auch auf grosse jährliche Bestandesschwankungen hin. An Standorten mit kristallinem Untergrund ohne Kreuzenzian werden sie vereinzelt und weit verstreut beobachtet.

Das macht die KWO

Seit 2016 beteiligt sich die KWO personell und finanziell an Grundlagenabklärungen zum Kreuzenzian-Ameisenbläuling im Berner Oberland. Der Fokus der Forschung liegt auf dem Vorkommen und der Lebensweise der lokalen Falter-Population. Die Massahmen stehen im Zusammenhang mit Ersatz- und Ausgleichsmassnahmen von laufenden oder geplanten Ausbauprojekten.

Status

Rote Liste Status: verletzlich (VU)
Liste der national Prioritären Arten (2019): Prioritätsstufe 3

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