Vergrösserung Grimselsee

Der Grimselsee ist mit rund 94 Millionen Kubikmetern Fassungsvermögen der grösste und damit auch der wichtigste Stausee der Kraftwerke Oberhasli AG (KWO). Gestaut wird der Grimselsee von zwei Talsperren, der Seeuferegg- und der Spitallammmauer. Letztere ist seit Jahren aufgrund baulicher Mängel aus der Pionierzeit in den 1930er Jahren sanierungsbedürftig und wird seit 2019 ersetzt. Unmittelbar vor die alte Spitallammmauer wird eine neue, doppelt gekrümmte Bogenstaumauer gebaut, die 2025 fertiggestellt und nach derzeitiger Planung 113 Meter hoch sein wird, also gleich hoch wie die bestehende Mauer. 

Für die Vergrösserung des Grimselsees müssen die zwei bestehenden Mauern, Seeuferegg und Spitallamm, um 23 Meter erhöht sowie ein Teil der Grimselpassstrasse verlegt werden. Mit der Seevergrösserung steigt der Inhalt des Sees von bisher 94 Millionen Kubikmeter auf 170 Millionen Kubikmeter und der Energieinhalt vergrössert sich von heute 270 Gigawattstunden pro Jahr auf 510 Gigawattstunden. Damit lässt sich das Wasser, das aktuell im Sommer zu Strom verarbeitet werden muss, im Winter nutzen, wenn der Bedarf gross ist. Die KWO kann so das ganze Jahr flexibel Strom produzieren und Dienstleistungen wie Netzstützungsmassnahmen leisten.

Eckdaten

Für das Projekt sind eine Konzession und eine Baubewilligung mit Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich.
Investition ca. 235 Millionen Franken
Bauzeit ca. 6 Jahre

Speichersee
Volumen See 94 Millionen Kubikmeter, nachher 170 Millionen Kubikmeter
Energieinhalt 270 Gigawattstunden, nachher 510 Gigawattstunden pro Jahr

Staumauer Seeuferegg
Baujahr 1932
Höhe 42 Meter, nachher 65 Meter

Neue Staumauer Spitallamm
Baujahr 2025
Höhe 113 Meter, nachher 136 Meter

Projektverlauf über die Jahrzehnte

In den 1980er und 1990er Jahre projektierte die KWO Grimsel-West. Das Grossprojekt sah eine Umlagerung von Sommer- zu Winterstrom vor. 1988 reichte die KWO dafür beim Regierungsrat des Kantons Bern erstmals ein Konzessionsgesuch ein. Später wurde das Projekt optimiert und unter anderem zwei grosse, geplante Speicherbecken im Gebiet gestrichen. Kernstück von Grimsel-West war eine neue, rund 200 Meter hohe Bogenstaumauer im Becken des Grimselsees. Die Mauer hätte den heutigen See in zwei Teile geteilt: Grimsel-West mit einem Nutzinhalt von 410 Millionen Kubikmeter und den bestehenden See in Grimsel-Ost mit einem Nutzinhalt von noch 44 Millionen Kubikmeter Nutzinhalt. Die Kosten für die neue Mauer sowie weitere Ausbauprojekte der Kraftwerksanlagen hätten rund drei Milliarden Franken betragen. Bei Umweltschutzverbänden und Teilen der lokalen Bevölkerung war der Widerstand gegen Grimsel-West gross, unter anderem weil eine Moorlandschaft, Arven sowie damals drei Kilometer des Unteraargletschers unter Wasser gesetzt worden wären. Das Projekt wurde Ende der 1990er Jahre aufgrund der grossen Opposition sistiert.

1999 lancierte die KWO das Investitionsprogramm KWO Plus. Dieses Programm war technisch und wirtschaftlich in eigenständige Teile gegliedert, so dass sie unabhängig voneinander bewilligt und gebaut werden konnten. Ziel war wiederum, den Anteil an Winterstromproduktion zu erhöhen, die Anlagen besser auf die Stärken der Wasserkraft auszurichten und somit in einem offenen Strommarkt gut positioniert zu sein. Alte Kraftwerke sollten saniert, optimiert und ergänzt werden, sodass die Anlagen effizienter wurden.

KWO Plus umfasste fünf Teilprojekte:

  • Sanierung und Aufwertung des Kraftwerks Innertkirchen 1
  • Sanierung und Aufwertung des Kraftwerks Grimsel 1
  • Vergrösserung des Grimselsees mit 23 Meter höheren Staumauern
  • neues Pumpspeicherwerk Grimsel 3
  • neues Kraftwerk Innertkirchen 

Bis heute nicht realisiert sind davon die Vergrösserung des Grimselsees und das Pumpspeicherwerk Grimsel 3.

Tunnelbohrmaschine Stollen Aufwertung Kraftwerk Innertkirchen 1E (Bild: KWO / Rolf Neeser)

2005 reichte die KWO im Rahmen des Projekts KWO Plus ein Baugesuch für die Vergrösserung des Grimselsees ein, das im März 2007 bewilligt wurde. Verschiedene Verbände führten dagegen Beschwerde. Das Bundesgericht gab den Verbänden schliesslich Recht und verlangte von der KWO eine Anpassung der bestehenden Konzession für einen allfälligen Bau, also ein Konzessionsverfahren.

2010 reichte die KWO daraufhin ein Konzessionsgesuch ein, welches der Grosse Rat des Kantons Bern bewilligte. Dagegen erhoben verschiedene Verbände erneut Beschwerde vor dem Verwaltungsgericht. Es ging dabei in erster Linie um die Festsetzung der Perimentergrenze der Moorlandschaft «Grimsel», welche der Bundesrat festgelegt hatte.

2015 hiess das Verwaltungsgericht die Beschwerde der Verbände gut. Die KWO zog den Fall weiter ans Bundesgericht, wo sie 2017 Recht erhielt. Die Sache wurde zur weiteren Behandlung der noch offenen Beschwerden an das Verwaltungsgericht zurückgewiesen.

2019 gab das bernische Verwaltungsgericht der KWO in den noch hängigen Punkten Recht. Zwei Verbände zogen den Entscheid weiter vor Bundesgericht. Dieses lehnte mit dem Entscheid von November 2020 die Anpassung der Konzession für die Vergrösserung des Grimselsees ab und wies das Geschäft zur Neubeurteilung an den bernischen Regierungsrat zurück. Das Projekt müsse zuerst im kantonalen Richtplan festgesetzt werden, nur so könnten die verschiedenen Nutz- und Schutzinteressen im Grimsel- und Sustengebiet aufeinander abgestimmt werden. Von diesem Entscheid war auch die Konzessionseingabe für das Triftprojekt betroffen.

2021 definierte der «Runde Tisch Wasserkraft» unter der Leitung von Bundesrätin Simonetta Sommaruga 15 Wasserkraftprojekte, die einerseits das grösste Speicherpotential versprechen, und andererseits die geringsten Auswirkungen auf Biodiversität und Landschaft haben. Ganz weit vorne auf dieser Liste stehen das Triftprojekt und die Erhöhung des Grimselsees.

2022 präsentierte der Regierungsrat den angepassten Richtplan. Die beiden Projekte Speichersee und Kraftwerk Trift sowie die Grimselseeerhöhung sollen im Richtplan zu einer «Festsetzung» aufgestuft werden (dritte und höchste Stufe). Bis im September 2022 lief das Mitwirkungsverfahren.

2022 verabschiedete das Parlament im Rahmen des «Gesetz über dringliche Massnahmen zur kurzfristigen Bereitstellung einer sicheren Stromversorgung im Winter» auf Initiative von SVP Nationalrat Albert Rösti auch einen «Grimsel-Paragrafen». Das Ziel war, die Erhöhung der Grimselstaumauern voranzubringen und hierfür die laufenden Bauarbeiten für die neue Spitallammmauer auszunützen. Das Gesetz erhöht den öffentlichen Druck, das Projekt zu realisieren. Beschleunigt werden die Verfahren dadurch nicht. Grosse Wasserkraftprojekte benötigen immer noch ein Konzessions- und ein Baubewilligungsverfahren.

2023 überarbeitet und aktualisiert die KWO die umfangreichen Konzessionsunterlagen. Diese beinhalten unter anderem den technischen Bericht und den umfangreichen Umweltverträglichkeitsbericht UVB. Weiter müssen als Grundlage zusätzliche Feldaufnahmen gemacht werden. Das Konzessionsgesuch soll Ende 2023 eingereicht werden. Die Planungsarbeiten starten mit der Anpassung des genehmigten Strassenbauplanes. Dieser beinhaltet die Verlegung der Passstrasse, weil diese eingeschwemmt werden wird.

Danach wird das Projekt für die Konzessionsbewilligung vor den bernischen grossen Rat kommen. Anschliessend müssen Baugesuch und Baubewilligungsverfahren durchlaufen werden. Beschwerden gegen das Vorhaben führen zu mindestens zwei Jahren Verzögerung.

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Kraftwerke Oberhasli AG
Grimselstrasse 19
3862 Innertkirchen